Ürikon-Bauma-Bahn (1901–1948) (74)

Die Bahneuphorie des zu Ende gehenden 19. Jahrhunderts führte zum Bau einiger heute etwas exotisch anmutender Bahnstrecken. Den Erbauern schwebte eine Transversalbahn Ostschweiz-Zentralschweiz vor. In Konkurrenz zur Rickenlinie sollte sie vom Thurgau via Tösstal an den Zürichsee führen, und mittels Schiff und einer Drahtseilbahn wollte man in Horgen Oberdorf den Anschluss an die Gotthardlinie finden. Die treibende Kraft hinter dem Projekt war der Tösstaler Industrielle Adolf Guyer-Zeller (Erbauer der Jungfraubahn). Gebaut wurde dann allerdings nur der Abschnitt Ürikon-Bauma, der unsere Seegegend während eines halben Jahrhunderts mit dem Tösstalverband.

Da teure Sanierungsarbeiten anstanden, wurde der Bahnbetrieb 1948 eingestellt. Seither wird die Region mit Bussen der VZO (Verkehrsbetriebe Zürcher Oberland) erschlossen. Mit einem immer dichter werdenden Netz passt man sich den Anforderungen der neuen Zeit laufend an.

«Etwas aufwändig für eine Gartenstützmauer» mag der Vorbeigehende denken. Doch bei dieser gestuften, hohen Mauer handelt es sich um eines der letzten noch sichtbaren Reststücke der von 1901 bis 1948 zwischen Ürikon und Bauma verkehrenden Dampfbahn. Auf einem solid gemauerten Viadukt hat das Bähnchen damals das Gsteigtobel überquert. Der untenstehende Plan zeigt die Streckenführung auf unserem Gemeindegebiet. Während der heute zwar überwachsene Bahndamm im Raum Chatzetöbeli noch deutlich zu erkennen ist, kann man sich den Schienenweg zwischen Bahnhof und «Oberer Matt» nicht mehr recht vorstellen. Ein paar Dutzend Meter nach der Station zwängte sich das Bähnchen nämlich durch einen heute aufgefüllten Geländeeinschnitt, unterquerte die alte Poststrasse und dampfte dann durch die obere Matt Richtung Hombrechtikon.

In der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts bestand auf diesem schwach ansteigenden und heute etwas breit wirkenden Wanderweg ein Geleise, auf dem die Dampfzüglein der ÜBB vom Zürichsee Richtung Zürcher Oberland rollten. Der in nordöstlicher Richtung verlaufende Bahndamm ist noch zu erkennen, auch wenn er heute, mehr als ein halbes Jahrhundert nach Aufhebung der Bahn, von hohen Bäumen überwachsen ist. Ein in verdankenswerter Freiwilligenarbeit restaurierter ÜBB Personenwagen, der wenige Schritte von hier zu bewundern ist, vermittelt einen Eindruck vom einfachen Rollmaterial der damaligen Zeit. Nach der Einstellung des Bahnbetriebes im Jahre 1948 wurden die Schienen zwischen Ürikon und Wolfhausen entfernt. Von Wolfhausen bis zum SBB-Anschluss in Bubikon wird das Geleise noch für gelegentlich verkehrende Industriezüge genutzt.